Mädchen mit Kopfhörern.

Hör- und Lärmschutz

Das menschliche Gehör ist ununterbrochen im Einsatz. Selbst im Schlaf werden Geräusche wahrgenommen. Erfahren Sie hier, wie unser Ohr funktioniert und wie Sie sich vor Schädigungen durch Lärm schützen können.

Das menschliche Gehör macht keine Pause. Selbst im Schlaf funktioniert das Gehör als Warnsystem, indem es manche Geräusche wahrnimmt und andere herausfiltert. Hören heißt nicht nur Sprache und Umwelt wahrzunehmen. Schädigungen des Gehörs können neben der Schwerhörigkeit auch zu Gleichgewichtsproblemen und Schwindel führen. Lautstärke, Stress oder übertriebene Hygiene können das Gehör zum Teil sogar dauerhaft schädigen.

Die Gefahr für das Gehör bei Konzerten und Besuchen in Diskos wird oft unterschätzt. Auch der übertriebene Gebrauch von MP3-Playern kann unangenehme Folgen haben. Immer häufiger sind junge Menschen von Lärmschwerhörigkeit betroffen.
Klaus Holetschek, Staatsminister

Welche Hörprobleme gibt es?

  • 01 Krankheit

    Krankheiten und Beschwerden des Ohrs

    Tinnitus

    Wodurch kommt’s?

    Ein Tinnitus kann viele verschiedene Ursachen haben. Meist ist weder eine Ursache noch ein Auslöser nachweisbar (idiopathischer Tinnitus). Tinniti können auch Folge übermäßiger Lärmbelastung sein.

    Inwieweit Stress, Angst, Überforderung oder psychische Erkrankungen zu einem Tinnitus führen, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Rund die Hälfte der Erkrankten mit einem chronischen Tinnitus berichtet von erheblicher Stresseinwirkung.

    Der objektive Tinnitus kann gemessen werden. Es handelt sich entweder um Strömungsgeräusche von Blutgefäßen durch Verengungen oder klickende Töne, die durch Muskelzuckungen im Mittelohr oder Gaumen entstehen. Andere Ursachen können Herzklappenerkrankungen, Blutarmut oder ein Tumor im Bereich der Kopfschlagader sein.

    Woran erkenne ich’s?

    Dauerton im Ohr (Rauschen, Pfeifen, Sausen, Klingeln) ohne äußere Geräuschquelle

    Wie kann man’s heilen?

    Verhaltensänderung, Erlernen von Techniken, den Dauerton zu überhören

  • 02 Krankheit

    Krankheiten und Beschwerden des Ohrs

    Mittelohrentzündung

    Wodurch kommt’s?

    Ursache der akuten Mittelohrentzündung ist in achtzig Prozent der Fälle ein Virus-Infekt der Schleimhäute der oberen Atemwege. Häufige Erreger sind beispielsweise Rhinoviren, Influenza (Grippe)-Viren. Allerdings können sich dabei rasch die im Nasen-Rachen-Raum und in den Tuben vorkommenden Keime vermehren. So entsteht darüber hinaus eine bakterielle Infektion.

    Woran erkenne ich’s?

    Stechende Schmerzen im Ohr, Druck- und Völlegefühl im Ohr, Hörminderung und möglicherweise auch Ohrgeräusche (Tinnitus) sowie Schwindelgefühle.

    Wie kann man’s heilen?

    Arzt aufsuchen, üblicherweise werden abschwellende Nasensprays oder Nasentropfen und entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente verabreicht, auch Antibiotika können angebracht sein.

  • 03 Krankheit

    Krankheiten und Beschwerden des Ohrs

    Hörsturz

    Wodurch kommt’s?

    Stress, Flüssigkeitsmangel, schlechte Durchblutung – dadurch kommt es zu Sauerstoffmangel und die Haarzellen sterben ab.

    Woran erkenne ich’s?

    Schlechteres Hören, zunächst nur bei tiefen Tönen.

    Wie kann man’s heilen?

    Wenn der Hörsturz möglichst in den ersten 24 Stunden medikamentös durch den Ohrenarzt therapiert wird – deshalb sofort zum Ohrenarzt! Liegen bestimmte Ursachen vor, kommt eventuell auch eine hyperbare Sauerstofftherapie (Überdruckkammer) in Frage. Gleichzeitig ist es bereits im akuten Stadium sinnvoll, gezielt zu entspannen und Stress abzubauen.

    Der Betroffene muss zur Ruhe kommen, weil jeder Stress zu einer Verschlechterung der Situation führen würde!

  • 04 Krankheit

    Krankheiten und Beschwerden des Ohrs

    Knalltrauma

    Wodurch kommt’s?

    Ein lauter Knall wie etwa ein Pistolenschuss oder ein Schlag auf das Ohr verursachen unter Umständen einen Trommelfellriss, einen Bruch der Gehörknöchelchen und schädigen die Haarzellen.

    Woran erkenne ich’s?

    Schlechteres Hören, Ohrensausen, Gefühl wie Watte im Ohr.

    Wie kann man’s heilen?

    In manchen Fällen durch einige Tage Ruhe, das hängt stets von der Schwere des Schadens ab, aber Innenohrschäden sind meist nicht heilbar.

  • 05 Krankheit

    Krankheiten und Beschwerden des Ohrs

    Partysyndrom

    Wodurch kommt’s?

    Beginnender Lärmschaden, meist durch Dauerlärm (Mp3-Player, Disco, etc.), seltener durch Knall oder Explosion

    Woran erkenne ich’s?

    Schlechter Hören bei Hintergrundgeräuschen.

    Wie kann man’s heilen?

    Heilen nein, nur stoppen durch bewussten Umgang mit der Lautstärke.

  • 06 Krankheit

    Krankheiten und Beschwerden des Ohrs

    Vertäubung

    Wodurch kommt’s?

    Ursache der vorübergehende Hörschwellenverschiebung (Vertäubung) ist eine längere, laute Schalleinwirkung mit mehr als 80 dB(A).

    Woran erkenne ich’s?

    Dumpfes Hören, manchmal Ohrgeräusche wie Pfeifen oder Rauschen.

    Wie kann man’s heilen?

    Unbedingt Ruhe und wenn die Symptome mehrere Stunden anhalten sofort zum Arzt.

Risiko

Wenn Ihre Hörfähigkeit am Tag nach einer Disco- oder Konzertnacht etwas zu wünschen übrig lässt, kann das natürlich verschiedene Gründe haben. Rein gehörtechnisch hängt das aber von zwei Faktoren ab:

  1. Wie lange haben Sie Musik gehört?
  2. Wie laut war die Musik?

Fachleute sprechen dann von Dosis. Wenn zum Beispiel die Schallenergie verdoppelt wird (also der Pegel sich um nur 3 dB erhöht) und sich die Einwirkzeit halbiert, dann bleibt die Wirkung (Dosis) auf unser Gehör nahezu gleich. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen besteht zunehmende Gefahr für unsere Ohren, wenn wir sie an einem Tag für acht Stunden oder länger mehr als 85 Dezibel aussetzen. So dürften wir uns bei einem Schallpegel von 100 Dezibel, wie er in Discos meist üblich ist, nur etwa 15 Minuten lang aufhalten.

Wie können Sie vorbeugen?

  • Gehörschutz.

    Gehörschutz.

    Wie können Sie vorbeugen?

    Dämmung, Dämpfung, Kapselung

    Der wirksamste Schallschutz kann erreicht werden, wenn die Lärmquelle eingekapselt oder die Schallausbreitung behindert wird. Hierfür gibt es verschiedene Dämm- und Dämpfungsmaterialien.

    Informationen hierzu erhalten Sie unter anderem in Baumärkten, bei Akustikspezialisten und aus dem Bereich von Lautsprecher-Zubehör.

  • Konzert.

    Konzert.

    Wie können Sie vorbeugen?

    Lärmquelle und Lärmpause

    Abstand zur Lärmquelle

    Stellen Sie sich in der Disco/auf dem Rockkonzert nicht direkt neben oder vor die Boxen. Je größer die Entfernung, desto besser ist das für Ihre Ohren! Abstand verdoppeln reduziert den Pegel um 6 dB. Benutzen Sie einen Gehörschutz (zum Beispiel Schaumstoff-Ohrstöpsel).

    Lärmpause

    Wenn Sie glauben, mit dem Lärm ist es wie mit der Müdigkeit („eine kurze Pause und ich bin wieder fit“), dann haben Sie sich getäuscht! Eine kurzzeitige Erholung in leiser Umgebung bringt Ihren Ohren nur wenig.

    Ihre Ohren brauchen eine lange Pause, um Lärm zu verkraften.

    Musik leiser machen

    Machen Sie Ihre Musik nicht zu laut und hören Sie lieber über Lautsprecher als über Kopfhörer.

    Nicht vergessen: Halb so laut Musik hören, ist zehnmal mehr Schutz für Ihre Ohren.

  • Jugendlicher beim Ohrenarzt.

    Jugendlicher beim Ohrenarzt.

    Wie können Sie vorbeugen?

    Hörtest und Arztbesuch

    ACHTUNG

    Mittelohrentzündungen oder ähnliche Erkrankungen müssen rechtzeitig und richtig behandelt werden und Sie sollten auch dann zum Ohrenarzt gehen, wenn Sie das Gefühl haben, die anderen nuscheln und Sie hören irgendwie anders.

  • Frau mit einem Wasserglas.

    Frau mit einem Wasserglas.

    Wie können Sie vorbeugen?

    Flüssigkeitszufuhr

    Denken Sie daran, ausreichend zu trinken. Denn durch genügend Flüssigkeit wird Ihr Blut verdünnt und damit die Durchblutung Ihrer Haarzellen in der Gehörschnecke verbessert.

Empfehlungen – Wie laut und wie kritisch sind Dezibel?

Wenn das blaue Bild mit den Kopfhörern auftaucht, das ist ab 80 Dezibel, muss Gehörschutz getragen werden. Hierfür gibt es Ohrstöpsel, die direkt in den Gehörgang gesteckt werden (aber richtig!) oder „Micky-Mäuse“, das heißt kopfhörerähnlicher Bügelgehörschutz. Die jeweilige Schutzwirkung wird durch den SNR-Wert, also als Dezibelabsenkung angegeben.

Als Einordnungshilfe für kritische Dezibelwerte gibt’s die Tabelle:

Dezibelwie lautwie kritisch
etwa 80 db(A)Laute Unterhaltung möglichUnkritisch für das Ohr, aber stressig.
80 bis 90 db(A)Unterhaltung nur schreiend möglichVorübergehend schlechtes Hören
über 90 db(A)Verständigung kaum noch möglichErste Dauerschäden stellen sich ein
ab 105 db(A)Keinerlei Sprachverständigung mehr möglichDauerschäden schon nach Minuten
ab 125 db(A)Schmerzen im OhrTrommelfellriss, schwere Gehörschäden
Warnschild Lärmschutz, Micky Mäuse - Kopfhörer

Das Ohr

Querschnitt durch das menschliche Ohr

Verleih von Hörtestgeräten

Das Bayerische Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung verleiht Hörtestgeräte an Schulen, mittels derer die Schallpegel von MP3- Playern gemessen werden können. Weitere Informationen dazu erhalten Sie hier: